Zum Tod von Dr. Frank Hladky

(1923 – 2012)

1. Texte
Nachruf von Heiner Steckel

Lieber Frank,

am 25. Mai diesen Jahres bist Du im Alter von 88 Jahren - zwei Monate vor Vollendung Deines 89. Lebensjahres friedlich mit einem Buch in der Hand eingeschlafen, von uns gegangen, so wie Du es Dir immer gewünscht hast.

Am Wochenende zuvor hast Du eine weitere DVD Dokumentation Deiner bioenergetischen Arbeit fertigstellen können, und am Nachmittag zuvor hast Du die letzte von 4 Therapiestunden an diesem Tag gegeben. Ich war zwei Tage vorher angekommen, und wir hatten uns für den nächsten Tag zum lunch verabredet, zu dem es dann leider nicht mehr gekommen ist. Dein Sohn Peter meinte, Du hättest vielleicht auf uns gewartet. Andrea - meine Frau - war schon da und so haben wir Dich zusammen mit zwei Patienten am Morgen gefunden, nachdem Du nicht zur ersten vereinbarten Therapiestunde mit einer Patientin erschienen bist. Mitten in der Nacht warst Du noch einmal aufgewacht und hast - wie so oft - angefangen zu lesen und Musik zu hören. Ich wurde schon von so vielen gefragt, was das letzte war, was Du gehört hast. Es waren die späten Pianosonaten von Beethoven : „The Tempest“, „Waldstein“ und

„Les Adieux“ .

Nun bleibt mir nur, mit diesen Zeilen ein letztes Mal mein tiefe Dankbarkeit auszudrücken, ganz persönlich für alles, was ich mit Dir er- und durchleben durfte in vielen Therapiestunden, von Dir gelernt habe als Dein Schüler und später im freundschaftlich - kollegialen Austausch in der faculty und unzähligen privaten Treffen.

Frank Hladky stammt aus einer Familie tschechischen Ursprungs, sein Vater war Musikprofessors an der Oklahoma State University. Frank selbst begann im Alter von 4 Jahren Violine zu lernen und wollte ursprünglich Musiker werden. Er fand seine technischen Fertigkeiten nicht ausreichend für eine professionelle Karriere und entschloss sich dann, Medizin zu studieren mit dem Ziel Psychiater zu werden. Musik ist allerdings sein Leben lang eine seiner großen Leidenschaften geblieben sowie das Lesen (vor allem H.D. Lawrence) und die Arbeit auf seinen beiden Farmen, wo er Rinder züchtete.

Frank, Deine Burger aus „Dr.Frank‘s ground beef“ bleiben unvergessen.

Frank schloss im Jahre 1946 seine ärztliche Ausbildung ab und arbeitete kurze Zeit später für einige Jahre als junger Psychiater im amerikanischen Militärkrankenhaus in München. In dieser Zeit machte er seine erste Psychoanalyse bei Fritz Riemann - eine dreijährige klassische freudianische Analyse, 3 mal die Woche. Nach der Rückkehr in die Vereinigten Staaten machte er seine Ausbildung zum Psychoanalytiker am Karen Horney Institut, eine weitere dreijährige neo-freudianische Lehranalyse und ergänzende Studien mit Eric Erikson. Von 1963 bis 1978 war er Chefarzt und Direktor der Tulsa Psychiatric Foundation. Mitte der sechziger Jahre ist er zunächst über die Teilnahme an Gestalt-workshops auf die Bedeutung des Körpers in der Psychotherapie aufmerksam geworden. Als er dieses Interesse vertiefen wollte, wurde ihm Alexander Lowen empfohlen, mit dem er Kontakt aufnahm und ein 4jähriges Ausbildungsprogramm an seiner Klinik in Tulsa ins Leben rief. Al Lowen, John Pierrakos, Karl Kirsch, Miki Frank und Jack McIntyre waren die Haupttrainer, die jährlich nach Tulsa kamen. Frank durchlief dieses Programm zweimal und benutzte nun die Bioenergetische Analyse zunehmend als Erst- und Hauptbehandlungsmethode mit seinen Patienten. Aufgrund der Fortbildungen vieler Krankenhausmitarbeiter begründete er so ein einzigartiges Modell klinisch-bioenergetischer Arbeit, in dem Ergo- und Physiotherapie, die psychologische und ärztliche Therapie vom bioenergetischen Ansatz getragen oder zumindest stark beeinflusst war. So wurde Frank Hladky ein früher Schüler von Alexander Lowen und war während seiner bioenergetischen Ausbildung in Einzeltherapie bei John Pierrakos. 1976 berief ihn Lowen in den Lehrkörper des IIBA. Zu Lowen entwickelte er eine enge kollegiale und freundschaftliche Beziehung. Mehr als 15 Jahre haben sie zusammen international besuchte workshops, zuerst im IIBA-loft in New York und später in Pawling angeboten.

Im loft in New York bin ich Dir im Frühjahr 1978 zum ersten Mal begegnet, als Du zusammen mit Al Lowen einen 5tägigen workshop geleitet hast. Dort habe ich Dich nach Deutschland eingeladen und gefragt, einer der Ausbildungstrainer für unsere 1. Ausbildungsgruppe am NIBA zu sein. Du hattest gerade Deine Tätigkeit als Direktor der psychiatrischen Klinik in Tulsa aufgegeben, weil Du in diesem sehr erfolgreichen Modell mehr und mehr zu verwalten hattest und nicht genug Zeit war, als Therapeut tätig zu sein. Verwaltung und Komitees waren Dir immer ein Greul, was sicher auch zur zunehmenden Distanzierung vom IIBA in den letzten 10 Jahren beigetragen hat. Nachdem Du unsere Einladung angenommen hattest, bist Du uns nahezu 20 Jahre lang als Ausbildungstrainer treu geblieben. In dieser Funktion und Dank Deiner großen Bereitschaft, uns in vielen Fragen zur Seite zu stehen, mit denen wir im Aufbau eines Ausbildungsinstituts beschäftigt waren, hast Du das NIBA in seinen Grundlagen wesentlich mitbestimmt. Dafür sind wir Dir sehr dankbar. In einem frühen sehr kritischen Moment unserer Institutsgeschichte, wo sich zwei unserer Gründerväter unversöhnlichen zerstritten hatten, warst Du es, der sofort zugesagt hat den Fortbestand sowohl der Ausbildungsgruppen, somit des NIBA zusammen mit Ed Svasta, Eleanor Greenlee und Virginia Wink durch Deine Unterstützung zu sichern, als die Geschäftsleitung von Ausbildungskandidaten selbst übernommen wurde.

Frank Hladky war mehr als 35 Jahre internationaler Trainer. Er trainierte Ausbildungsgruppen in Kanada, den Vereinigten Staaten, Südamerika und in Europa.

Sowohl auf seiner Ranch in Truchas, New Mexico, wie auch später in Coweta, Oklahoma hat er Kleingruppenworkshops und Gruppen- und Einzeltherapie-Retreats angeboten. Als er im höheren Alter nicht mehr reisen mochte, hat er sich vor allem dieser Arbeit und der Arbeit mit Langzeittherapiegästen gewidmet.

Frank‘s erste Frau Denny hat ihn auf vielen Reisen begleitet und oft in Gruppen assistiert. Nach ihrem frühen Tod und seiner Wiederheirat, hat dies auch Jane, seine zweite Frau, getan.

Innerhalb der Bioenergetik gehört er sicher zu den Pionieren. Frank wird für viele Patienten, Studenten und Kollegen ein unvergesslicher Therapeut und Meister bleiben. Nach Gesprächen mit und erhaltenen Briefen von Menschen die mit Frank gearbeitet habe, möchte ich es in wenigen Worten so zusammenfassen: Seine warmen Augen, sein fester, Halt und Gesehen-sein vermittelnder Blick, seine menschliche Präsenz, sein Rücken, an dem man sich reiben und an dem man ruhen konnte - sich finden im eigenen Rücken(halt) und seine umfassend annehmende und ermutigende Haltung, vor allem den eigenen körperlichen Impulsen zu trauen, dürfte für viele Menschen zu den wesentlichen Grundbestandteilen im Selbst-Findungsprozess des ganz eigenen groundings gehört haben.

Du warst nie ein Freund von großen theoretischen Erörterungen und, wie Susanne Winkler das so treffend ausdrückt, „begabt mit einer ungeheuren Intuition, die sich eben, wenn man sie selbst hat, oft schwer erklären lässt.“ So hast Du es konsequent vermieden in kopfgesteuerte Erklärungen zu verfallen, wo noch nicht gefühlt wurde und so Dein großes Vertrauen in die Führungsrolle des Körpers im therapeutischen Prozess dokumentiert.

In vielen Therapiestunden und als Dein Schüler warst Du mir auch der Vater, den ich nicht hatte - und dann mein Mentor, unterstützend und ermutigend auf meinem Weg, selbst Lehrer zu werden und bist mir über all die Jahre ein enger väterlicher Freund geblieben.

Frank Hladky hat nicht viel geschrieben. Ich erinnere an seinen Artikel von 1993: Hladky, Frank (1993): Reconnecting with the body: Bioenergetic treatment for abuse. in: Bioenergetic Analysis, Vol. 5, No. 2, 30-36

Umso glücklicher können wir uns schätzen, dass seine Arbeit im hohen Alter noch auf DVDs dokumentiert ist. Informationen hierüber: http://riolibravisions.com

Danke Frank

Heiner

Frank hinterlässt seinen Sohn Peter, einen Bruder, Enkel, Großenkel und Neffen. Der Tod seiner beiden Frauen Denny und Jane, deren beider Eheringe er trug, sowie der Verlust seiner Tochter und seines Enkels waren schwere Schicksalsschläge, die seine grundlegend bejahende Haltung zum Leben und Lebendigen mit allem was es mit sich bringt nicht erschüttert hat.